Friedrich Joachim Stengel (1694-1787)
Er entwickelte neue stadtplanerische Ideen und eine von ihm initiierte neue Bauordnung sorgte dafür, dass im hiesigen Fürstentum jetzt nur noch nach einheitlichen und geordneten Prinzipien gebaut werden durfte.
Zusammen mit dem aus Usingen stammenden und seit 1741 regierenden Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken gestaltete er Saarbrücken zu einer im südwestdeutschen Raum bedeutenden barocken Residenzstadt um.
Nach seinen Vorgaben erfolgten der Neubau des Schlosses und des Schlossplatzes sowie die westliche Stadterweiterung mit der Gestaltung des Ludwigsplatzes und der Ludwigskirche.
Ferner veränderte er durch die Begradigung des Laufs der Saar und die Errichtung der Schlossmauer das Bild der Stadt maßgeblich.
St. Johann profitiere ebenfalls von dem Barock-Baumeister
Neben der Residenzstadt Saarbrücken profitierte auch die benachbarte Schwesterstadt St. Johann von dem Können des fürstlichen Baumeisters Friedrich Joachim Stengel, für die er einen repräsentativen Zierbrunnen gestaltete und die katholische Pfarrkirche, die heutige Basilika, plante.
Im heutigen Malstatt entstand auf dem Ludwigsberg ein kleines Lustschloss.
Friedrich Joachim Stengel wurde am 29. September 1694 in Zerbst geboren. Seine Ausbildung absolvierte er in Berlin an der Akademie der Bildenden Künste.
1712 trat er in die militärischen Dienste Sachsen-Gothas ein und arbeitete hauptsächlich als Feldvermesser.
1721 ging er nach Fulda wo er 1727 zum Bauinspektor ernannt wurde.
Stengel 1735 erstmals in Saarbrücken
1729 kehrte er als Geometer nach Gotha zurück und hoffte dort vergebens auf die Stelle eines Bauverwalters.
So wechselte er 1733 in Nassau-Usingische Dienste und arbeitete hier erstmals selbstständig als Architekt, so beim Umbau des Schlosses in Usingen und dem Weiterbau des Schlosses in Biebrich.
Nach der Teilung des Nassau-Usingischen Besitzes 1735 durch Charlotte Amalie, die zehn Jahre das hiesige Land vormundschaftlich von Usingen aus regierte, erhielt ihr Sohn Wilhelm Heinrich die linksrheinischen Gebiete.
Saarbrücken sollte jetzt als Residenzstadt für Wilhelm Heinrich ausgebaut werden und so besuchte Stengel im gleichen Jahr erstmals die Stadt.
Er sollte beurteilen, ob das alte Saarbrücker Renaissanceschloss den zeitgemäßen Ansprüchen an einen Wohnsitz für den zukünftigen Regenten entspreche. Sein Bericht schilderte die baulichen Missstände in der Stadt und vor allem die des Schlosses, so dass er im Anschluss den Auftrag für entsprechende Neubauplanungen erhielt.
Auch Projekte in Neunkirchen und Ottweiler
1740 zog Stengel mit seiner Familie nach Saarbrücken, um das hiesige Bauvorhaben zu betreuen. Nach Vollendung des Schlosses und des Schlossplatzes verließ er 1750 die Stadt zunächst um jedoch bereits 1752 wieder zurückzukehren.
Jetzt leitete er – mittlerweile zum Oberbaudirektor ernannt – neben den Bauprojekten in Neunkirchen oder Ottweiler die Arbeiten an der katholischen Kirche in St. Johann (1754–1758) und organisierte die groß angelegte Generallandvermessung.
1760 begannen die Planungen zu seinem Hauptwerk, dem Ludwigsplatz und der Ludwigskirche (1762 –1775), die erst sieben Jahre nach dem Tod Wilhelm Heinrichs vollendet wurde.