Schnellzugverbindung Paris-Berlin: OB Conradt wirbt für Strecke über Saarbücken
Eine Schnellzug-Direktverbindung zwischen Berlin und Paris muss über die Landeshauptstadt Saarbrücken führen – dafür setzt sich Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt ein.
In einem Schreiben hat er sich an Ministerpräsidentin Anke Rehlinger als saarländische Regierungschefin und deutsch-französische Kulturbevollmächtigte des Bundes gewandt und für den gemeinsamen Einsatz für die Linie über die Landeshauptstadt geworben. Aus Sicht von OB Conradt sprechen politische, verkehrstechnische und wirtschaftliche Gründe dafür.
Saarbrücken ist „Hauptstadt der deutsch-französischen Zusammenarbeit“
Saarbrücken ist Landeshauptstadt und Sitz zahlreicher deutsch-französischer Institutionen. Oberbürgermeister Uwe Conradt
„Saarbrücken ist Landeshauptstadt und Sitz zahlreicher deutsch-französischer Institutionen, unter anderem des Deutsch-Französischen Kulturrats und des Städtenetzes QuattroPole. Vor dem Hintergrund der engen deutsch-französischen Zusammenarbeit hält die Französische Republik hier ein eigenes Generalkonsulat vor“, erklärt OB Conradt.
Landeshauptstadt als „Mittelpunkt der deutsch-französischen Kernregion ohne Grenzen“
Außerdem könne eine Strecke über Saarbrücken eine kürzere Gesamtfahrzeit ermöglichen, da die Landeshauptstadt geografisch näher als Straßburg an der direkten Linie zwischen Berlin und Paris liege. „Es besteht eine leistungs- und aufnahmefähige Verbindung zwischen Saarbrücken und Mannheim. Der Eurobahnhof Saarbrücken erfüllt seine Funktion grenzüberschreitend. Die Landeshauptstadt ist durch leistungsfähige grenzüberschreitende Verkehrsverbindungen mit den französischen Gemeinden aufs Engste verwoben. Nur hier gibt es mit der A6/A320 eine grenzüberschreitende Autobahn sowie drei weitere leistungsfähige Schnellstraßenverbindungen“, so Uwe Conradt.
Das Saarland und Lothringen seien über rund 50 kleinere und größere Grenzübergänge miteinander verwoben. Bei der Betrachtung des Saarbrücker Einzugsgebiets sei zudem zu berücksichtigen, dass es auch im Saarland wie in der Region Moselle eine sehr gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur gebe. Bei einer erweiterten Betrachtung des Einzugsgebiets von Straßburg sei zu bedenken, dass mit Karlsruhe und Freiburg zwei ICE-Bahnhöfe bestehen, die mehrmals täglich über Direktanbindungen an Berlin verfügen. Hier sei bestenfalls mit einer Verlagerung von Fahrgastaufkommen nach Straßburg zu rechnen, wenn auch Straßburg direkt an Berlin angebunden wird, erläutert der OB in dem Schreiben.
Darüber hinaus gebe es zwischen dem Saarland und der Region Moselle eine außergewöhnlich starke wirtschaftliche Verflechtung von Wirtschaftsunternehmen, die beiderseits der Grenze arbeiten. Es seien etwa 100 französische Unternehmen mit Betriebsstätten im Saarland und etwa 100 saarländische Unternehmen mit Betriebsstätten in Frankreich, wie etwa die Dillinger Hütte, Villeroy&Boch, Ursapharm, Saint Gobain oder die Hager AG.
Von einer Streckenführung über Saarbrücken werden 2,31 Millionen Menschen und damit deutlich mehr als bei einer Streckenführung über Straßburg profitieren. Oberbürgermeister Uwe Conradt
Mehr Menschen profitieren von Linie über Saarbrücken
Wenn in Straßburg auch mehr Menschen als in Saarbrücken lebten, so stellt OB Conradt klar: „Von einer Streckenführung über Saarbrücken werden 2,31 Millionen Menschen und damit deutlich mehr als bei einer Streckenführung über Straßburg profitieren. Bei einer deutsch-französischen Entscheidung muss auch das jeweils angrenzende Nachbarland sowie das Umland der angefahrenen Städte mitgedacht werden. Allein schon in den drei unmittelbar an Saarbrücken angrenzenden französischen Gemeindeverbänden leben zusammen 172.000 Einwohnerinnen und Einwohner.“
Von einer Verbindung über Saarbrücken würde darüber hinaus auch Rheinland-Pfalz profitieren. Einerseits seien Städte wie Kaiserslautern, Pirmasens, Zweibrücken sowie die Landkreise Südwestpfalz und Kaiserslautern sehr gut an Saarbrücken angebunden, andererseits sei auch ein Halt in Kaiserslautern denkbar. Mit den QuattroPole Städten Luxemburg, Trier und Metz, die über keine direkte Bahnanbindung an Berlin verfügen, würden drei weitere naheliegenden Großstädte profitieren.
OB Conradt macht sich für gemeinsamen Einsatz des Eurodistricts SaarMoselle stark
Laut Uwe Conradt sei es nachvollziehbar, „dass die Befürworterinnen und Befürworter einer Streckenführung über die elsässische Stadt Straßburg allein die politische Karte ziehen.“ Vor diesem Hintergrund müsse die Aussage des französischen Verkehrsministers Clément Beaune eingeordnet werden: „Der Hinweis auf den Sitz des Europäischen Parlaments, das hier bekanntermaßen abwechselnd zum Sitz in Brüssel tagt, ist zwar nachvollziehbar, jedoch zu hinterfragen. Deutschland und Frankreich haben zusammen 175 Abgeordnete. Selbst wenn alle diese Abgeordneten diese neue Schnellzugverbindung nutzen würden, würde dies weniger als einem Viertel der Sitzplatzkapazität eines Zuges entsprechen.“
Als erster Vizepräsident des Eurodistricts SaarMoselle wird sich der Oberbürgermeister bei der heutigen Präsidiumssitzung des Eurodistricts dafür einsetzen, dass die Vertreterinnen und Vertreter des Eurodistricts die Befürworterinnen und Befürworter der Linie über Strasbourg, darunter Verkehrsminister Beaune, ansprechen. Dadurch soll gemeinschaftlich für die Route über Saarbrücken geworben werden.