Landeshauptstadt lässt erstmals in Burbach zwei Stolpersteine verlegen
Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat am Mittwoch, 28. Juni, erstmals im Stadtteil Burbach symbolische Stolpersteine verlegen lassen.
Sie erinnern an das Schicksal von Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Die Gedenksteine würdigen Mathias Levy in der Hochstraße 147 und Heinrich Barth in der Bergstraße 27, die beide vor den Nationalsozialisten fliehen mussten.
Mit der Verlegung von Stolpersteinen im Saarbrücker Westen weisen wir auf Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus hin. Oberbürgermeister Uwe Conradt
Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Mit der Verlegung von Stolpersteinen im Saarbrücker Westen weisen wir auf Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus an den Orten hin, mit denen sie verbunden waren. In Burbach verlegen wir die Steine, denn hier lebten viele Frauen und Männer, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. Auch die jüdischen Familien, die in Burbach wohnten, dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“
Der jüdische Kaufmann Mathias Levy wohnte ab 1918 mit seiner Familie in der Wilhelmstraße 66, der heutigen Hochstraße 147. Kurz nach der Saarabstimmung 1935 suchte die Familie in Frankreich Schutz vor dem nationalsozialistischen Terror. Im Jahr 1940 starb Mathias Levy, gesundheitlich durch die Fluchtumstände sehr stark angeschlagen, in Moulins an Herzversagen. Seine Frau und Tochter versteckten sich bis zum Kriegsende in der Auvergne.
Heinrich Barth, geboren in der Bergstraße 27, emigrierte nach der Saarabstimmung im Jahr 1935 nach Frankreich. Auf Seiten der französischen Armee kämpfte er gegen das nationalsozialistische Deutschland. Nach einer Verhaftung kam er in mehrere Gefängnisse. Im Anschluss folgte seine Deportation ins Konzentrationslager (KZ) Dachau und von dort ins KZ Neuengamme, das Ende April 1945 geräumt wurde. Barth überlebte einen Todesmarsch nach Lübeck und wurde nach Schweden verschleppt, wo er 1945 befreit wurde. 1948 wurde er Bürgermeister von Saarbrücken. Bis zu seinem Tod litt er an den Folgen seiner Zeit in den Konzentrationslagern.
Erinnerungskultur mitten im Leben
Mitarbeiter des Amts für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur der Landeshauptstadt haben die Steine verlegt. Oberbürgermeister Uwe Conradt begrüßte an beiden Stationen zunächst die anwesenden Gäste. Evgenij Mrinski, Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, würdigte Mathias Levy. Der Kantor der Synagogengemeinde, Benjamin Chait, sprach ein Gebet. In der Bergstraße würdigte Dr. Joachim Schiff Heinrich Barth mit einer Ansprache. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Hans-Christian Herrmann, begleitete die Verlegung der Stolpersteine fachlich.
Oberbürgermeister Uwe Conradt bedankte sich zudem bei Margret Berwian von der CDU-Stadtratsfraktion sowie bei der SPD Burbach, die die Patenschaften für die Stolpersteine übernommen hatten.
Die Veranstaltung ist Teil einer großen Verlegungsaktion im laufenden Jahr. Der Saarbrücker Stadtrat hatte in seinen Sitzungen vom 8. Februar 2022 und 7. Februar 2023 die Verlegung von insgesamt 29 Stolpersteinen beschlossen. Davon wurden bereits im Mai 22 neue Stolpersteine in Malstatt verlegt. Weitere Verlegungen sind im Juli vorgesehen.
Hintergrund
Der Künstler Gunter Demnig begann 1992 damit, Stolpersteine zu verlegen. Seit 2005 ist das Projekt patentiert. Die abgerundeten, quadratischen Messingtafeln sind mit eingravierten Lettern versehen und auf einem Betonwürfel angebracht. In den meisten Fällen werden sie vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Personen, an die sie erinnern, auf ebener Höhe in den Gehweg eingelegt. Auf diese Weise soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. In der Landeshauptstadt Saarbrücken wurden im Jahr 2010 die ersten Stolpersteine verlegt.
Ausführliche Biografien von Mathias Levy und Heinrich Barth finden Interessierte unter erinnern.saarbruecken.de.
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Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.