Landeshauptstadt verlegt erstmals Stolpersteine in Jägersfreude und Dudweiler
Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat am Dienstag, 25. Juli, erstmals in den Stadtteilen Jägersfreude und Dudweiler Stolpersteine verlegt.
Sie erinnern an das Schicksal von Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Die Gedenksteine würdigen Joseph Biesel im Grubenweg 20 in Jägersfreud und Ladislaus Graj in der St. Ingberter Straße 56 in Dudweiler.
Biographien
Der Schaffner Joseph Biesel, geboren in Lebach, war Mitglied der Kommunistischen Partei und verlor seine Arbeitsstelle vermutlich aufgrund seiner politischen Tätigkeit. Biesel wurde 1937 wegen des Verdachts zum Hochverrat verhaftet und wenig später in die Konzentrationslager Lichtenburg und Buchenwald eingeliefert. Er starb Ende April 1943 im Saarbrücker Bürgerhospital an den Folgen seiner Zeit in den Konzentrationslagern.
Ladislaus Graj kam laut Aussage seiner Frau, 1923 als Fußballtrainer nach Dudweiler und arbeitete in der Grube Jägersfreude. 1939 verlor Graj seine Stelle, da er von Geburt an Jude und Ungar war. Im März 1940 wurde bei ihm eine Lungentuberkulose diagnostiziert. Das Dudweiler Krankenhaus verweigerte ihm möglicherweise die Behandlung. Nach der Verlegung in eine Heidelberger Klinik verstarb er Anfang April 1940. Dort wurde Graj vermutlich Opfer medizinischer Experimente.
OB Conradt: „Die Stolpersteine erinnern uns daran, was während der dunkelsten Epoche auch in unserer Stadt geschehen ist.“
„Die Stolpersteine machen Opfer mit ihrem Namen sichtbar.“ Oberbürgermeister Uwe Conradt
Oberbürgermeister Uwe Conradt begrüßte zu Beginn jeder Station die anwesenden Gäste und würdigte die Opfer des Nationalsozialismus: „Die Stolpersteine machen Opfer mit ihrem Namen sichtbar. Wir alle können mithelfen, sie in ihrer Wirkung vor Ort, im Sinne einer lebendigen gelebten Erinnerungskultur zu stärken. Die Stolpersteine erinnern uns daran, was während der dunkelsten Epoche auch in unserer Stadt geschehen ist. Sie sollten uns Warnung und Mahnung sein, jeder Form von Extremismus keinen Raum zu geben.“ Der Oberbürgermeister bedankte sich besonders bei den Bürgerinnen und Bürger, die Patenschaften für die Stolpersteine übernommen haben und ebenfalls an den Verlegungen teilnahmen. Außerdem waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Synagogengemeinde Saar und des Stadtrates, der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung und Angehörige anwesend.
Mitarbeiter des Amts für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur der Landeshauptstadt haben die Steine verlegt. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Hans-Christian Herrmann, begleitete die Verlegung der Stolpersteine fachlich.
Die Veranstaltung ist Teil einer großen Stolperstein-Verlegungsaktion in diesem Jahr. Der Saarbrücker Stadtrat hatte in seinen Sitzungen vom 8. Februar 2022 und 7. Februar 2023 die Verlegung von insgesamt 29 Stolpersteinen beschlossen. Davon wurden bereits im Mai und im Juni 24 neue Stolpersteine in Malstatt und Burbach verlegt.
Hintergrund
Der Künstler Gunter Demnig begann 1992 damit, Stolpersteine zu verlegen. Seit 2005 ist das Projekt patentiert. Die abgerundeten, quadratischen Messingtafeln sind mit eingravierten Lettern versehen und auf einem Betonwürfel angebracht. In den meisten Fällen werden sie vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Personen, an die sie erinnern, auf ebener Höhe in den Gehweg eingelegt. Auf diese Weise soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. In der Landeshauptstadt Saarbrücken wurden im Jahr 2010 die ersten Stolpersteine verlegt.
Ausführliche Biografien finden Interessierte unter https://erinnern.saarbruecken.de/.
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Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.