Mittwoch, 26. Juli 2023

Landeshauptstadt verlegt Stolpersteine in Alt-Saarbrücken und St. Johann

Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat am Mittwoch, 26. Juli, drei Stolpersteine in den Stadtteilen Alt-Saarbrücken und St. Johann verlegt.

Stolpersteinverlegung in Alt-Saarbrücken und St. Johann - LHS

Stolpersteinverlegung in Alt-Saarbrücken und St. Johann - LHS

Stolpersteinverlegung in Alt-Saarbrücken und St. Johann - LHS

Sie erinnern an die Inhaftierung und Ermordung von Saarbrücker Mitbürgerinnen und Mitbürger durch die Nationalsozialisten. Die Gedenksteine würdigen Wilhelm Diesel in der Schloßstraße 8 in Alt-Saarbrücken sowie Fanny Fröhlich und Helene Kuhn in der Graf-Johann-Straße 8 in St. Johann.

Biographien

Wilhelm Diesel wurde 1905 in Ottweiler geboren und zog 1913 mit seiner Familie nach Saarbrücken. Er geriet mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. In Dudweiler heiratete Diesel 1926 Maria Felzen. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor. 1940 gelangte er in den NS-Vernichtungsapparat und wurde in Saarbrücken in Vorbeugehaft genommen. Zwei Jahre später wurde Diesel in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim eingeliefert. Dort wurde er Opfer einer Aktion, die Teil der Invaliden- und Häftlings-Euthanasie war.

Helene Kuhn, geboren 1896 in Johannesburg, heiratete 1925 in Saarbrücken den Kaufmann Alfred Kuhn. Sie wurde von der Gestapo im Sommer 1942 verhaftet und kurz nach ihrer Ankunft im KZ Auschwitz ermordet. Ihre Mutter Fanny Fröhlich zog nach dem Tod ihres Mannes nach Saarbrücken. Sie konnte zunächst der Verhaftung entgehen, wurde aber im August 1942 festgenommen und im KZ Theresienstadt ermordet.

OB Conradt: „Es ist ein Gebot des Anstandes und der Menschlichkeit, an die Opfer zu erinnern“

Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Saarbrücken engagiert sich als Landeshauptstadt besonders für die Erinnerungskultur. Durch die Verlegung der Stolpersteine wollen wir die Opfer der NS-Zeit in Erinnerung behalten. Das ist ein Gebot des Anstandes und der Menschlichkeit.“

Der Oberbürgermeister begrüßte an beiden Stationen die anwesenden Gäste und bedankte sich besonders bei den Angehörigen sowie bei Stadtverordnete Britta Blau, die die Patenschaft für den Stolperstein von Wilhelm Diesel übernommen hat. Außerdem waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Synagogengemeinde Saar und der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung anwesend.

Mitarbeiter des Amts für Straßenbau und Verkehrsinfrastruktur der Landeshauptstadt haben die Steine verlegt. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Hans-Christian Herrmann, begleitete die Verlegung der Stolpersteine fachlich.

Die Veranstaltung ist Teil einer großen Verlegungsaktion in diesem Jahr. Der Saarbrücker Stadtrat hatte in seinen Sitzungen vom 8. Februar 2022 und 7. Februar 2023 die Verlegung von insgesamt 29 Stolpersteinen beschlossen. Davon wurden bereits 26 neue Stolpersteine in Malstatt, Burbach, Jägersfreude und Dudweiler verlegt.

Hintergrund

Der Künstler Gunter Demnig begann 1992 damit, Stolpersteine zu verlegen. Seit 2005 ist das Projekt patentiert. Die abgerundeten, quadratischen Messingtafeln sind mit eingravierten Lettern versehen und auf einem Betonwürfel angebracht. In den meisten Fällen werden sie vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Personen, an die sie erinnern, auf ebener Höhe in den Gehweg eingelegt. Auf diese Weise soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. In der Landeshauptstadt Saarbrücken wurden im Jahr 2010 die ersten Stolpersteine verlegt.

Ausführliche Biografien finden Interessierte unter https://erinnern.saarbruecken.de/.

Pressedownload

Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.