Montag, 25. November 2024

Feierliche Einweihung des Mahnmals „Nachhall“ im Echelmeyerpark

Im Rahmen eines feierlichen Programms wurde am Sonntag, 24. November, das neue Mahnmal „Nachhall“ zum Gedenken an verfolgte und ermordete Sinti und Roma im Echelmeyerpark in Saarbrücken offiziell eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben.

Einweihung des Mahnmals "Nachhall" im Echelmeyerpark - LHS

Einweihung des Mahnmals "Nachhall" im Echelmeyerpark - LHS

Einweihung des Mahnmals "Nachhall" im Echelmeyerpark - LHS

Zu Beginn fand eine ökumenische Andacht in der nahegelegenen Kirche St. Michael statt. Oberbürgermeister Uwe Conradt, die Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti & Roma Saarland, Diana Bastian, und der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigten den Anlass mit Redebeiträgen. Anschließend wurde das Mahnmal im Echelmeyerpark enthüllt und präsentiert.

"Das Mahnmal ist als Ort der Erinnerung, Begegnung und Bildung gedacht." OB Conradt

Erinnerungskultur in Saarbrücken wird erweitert

Das Mahnmal dient dem Gedenken an die Sinti und Roma, die im früheren Saargebiet lebten und während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Entworfen und hergestellt hat es die Bildhauerin und Klangkünstlerin Frauke Eckhardt.

Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Mit dem neuen Mahnmal schaffen wir einen weiteren Gedenkort in Saarbrücken, der unsere Erinnerungskultur ergänzt. Wir wollen die Geschichte der Sinti und Roma sichtbar machen und Besucherinnen und Besuchern einen besonderen Ort bieten, um sich zu informieren und den Schicksalen der Menschen nachzuspüren, die unter der Terrorherrschaft des Nazi-Regimes unvorstellbares Leid erfahren haben. Das Mahnmal ist als Ort der Erinnerung, Begegnung und Bildung gedacht.“

"Das räumliche und klangliche Erleben des Kunstwerks im öffentlichen Raum kann bewirken, dass mehr Aufmerksamkeit für die Geschichte der Sinti und Roma erzeugt wird." Dr. Sabine Dengel, Dezernentin für Bildung, Kultur und Jugend

Dr. Sabine Dengel, Dezernentin für Bildung, Kultur und Jugend, hatte sich besonders für die hochwertige Umsetzung des Gedenkortes in seiner finalen Form eingesetzt: „Als Kunstwerk berührt das Mahnmal die Menschen tiefer und inspiriert sie zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der Thematik als es beispielsweise durch reine Gespräche möglich ist. Das räumliche und klangliche Erleben des Kunstwerks im öffentlichen Raum kann bewirken, dass mehr Aufmerksamkeit für die Geschichte der Sinti und Roma erzeugt wird. Das Mahnmal soll aber auch in die Zukunft wirken: Indem es an die Folgen von Hass erinnert, soll es uns dazu auffordern, ein friedvolles Miteinander in der Saarbrücker Stadtgesellschaft zu leben.“

"Das Mahnmal soll kein Ort der Zuweisung von Schuld sein, sondern ein Sinnbild für ein ‚Nie wieder!‘." Diana Bastian, Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti & Roma Saarland

Historischer Bezug zur Kirche St. Michael

Der Standort des Mahnmals nahe der Kirche St. Michael erinnert an Pfarrer Arnold Fortuin, der als Kaplan von 1927 bis 1933 dort tätig war und später für seinen Einsatz als Seelsorger für Sinti und Roma bekannt wurde. Während der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte Fortuin zusammen mit dem Sinto Franz Lehmann Kimeling viele Sinti und Roma bei der Flucht ins Ausland und setzte sich nach dem Krieg für ihre Entschädigung ein. Er wurde von 1965 bis 1970 durch die Deutsche Bischofskonferenz zum Nationaldirektor der „Katholischen Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen“ berufen.

Diana Bastian, Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti & Roma Saarland: „Das Mahnmal soll kein Ort der Zuweisung von Schuld sein, die nicht besteht für nachfolgende Generationen. Sondern es soll ein Sinnbild sein für ein ‚Nie wieder!‘. Und ein Ort des Miteinanders, so wie es bereits damals bei dem Sinto Franz Lehmann Kimeling und Pfarrer Arnold Fortuin stattfand, indem sie gemeinsam dafür sorgten, dass die Kinder der Sinti und Roma Schulunterricht erhielten – selbst nachdem dies von den Nationalsozialisten verboten wurde.“

Bis heute kann die Gesamtzahl der ermordeten Sinti und Roma nur geschätzt werden. Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erinnert jährlich am 2. August an die Opfer des Holocausts.

Der Weg zum Mahnmal

Die Initiative zu dem Gedenkort im Echelmeyerpark ging vom Landesverband Deutscher Sinti & Roma Saarland aus. 2022 fasste der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken den entsprechenden Beschluss zur Umsetzung. Schließlich wurde die Künstlerin Frauke Eckhardt Anfang 2024 vom Kulturamt in Zusammenarbeit mit der Kunstkommission für den Auftrag ausgewählt. Sie hatte sich mit ihrem Konzept gegen weitere Einreichungen im Rahmen einer vorangegangenen Mehrfachbeauftragung an Kunstschaffende durchgesetzt. Das Budget für die Realisierung des Projekts betrug 175.000 Euro.

Gestaltung des Mahnmals: Ort der Erinnerung, Begegnung und Bildung

Im Echelmeyerpark ist ein neuer, kreisförmiger Platz als Ort der Besinnung und lebendigen Erinnerung entstanden. In seiner Mitte befindet sich eine skulpturale Installation aus drei Bronze-Segmenten in unterschiedlicher Größe.

Wie sich ausbreitende Schallwellen eröffnen außerdem drei steinerne Segmentbögen und eine halbhohe immergrüne Hecke einen Platz der Begegnung. Ziergräser, saisonal blühende Blumen und Pflasterbänder ziehen weitere Kreise in den Park. Entlang des bestehenden Weges wurde mit Mitteln des Kulturamts eine Stele errichtet, die Informationen in Form von Texten und Audiodateien bereitstellt.

Alle zur Gestaltung des Mahnmals verwendeten Elemente verweisen auf die gemeinsame Mitte, die für eine imaginäre Leere als Sinnbild des erlittenen Verlusts steht.

Das Mahnmal wurde auch interaktiv gestaltet: In der Mitte des Gedenkorts sind – von den drei Bronze-Segmenten umrahmt – drei Fliesen eingearbeitet, auf denen QR-Codes abgebildet sind. Dahinter verbergen sich, übers Smartphone abrufbar, drei verschiedene Klang-Fragmente der Sinti- und Roma-Kultur. Zu hören sind etwa die Instrumente Cello, Geige und Bass. So entsteht ein atmosphärischer Klangraum des lebendigen Gedenkens. Die Tonspuren wurden von Frauke Eckhardt auf Basis von Aufnahmen des Torino Reinhardt Ensembles entwickelt. Torino Reinhardt entstammt der berühmten Musikerfamilie Reinhardt. Er führt die musikalische Tradition seiner Familie fort, um die weltweite Begeisterung für den Sinti-Jazz weiterleben zu lassen.

Frauke Eckhardt hat bei der Herstellung des Mahnmals mit den Firmen Garten- und Landschaftsbau Holger Nalbach GmbH, KME Mansfeld GmbH, Stahlbau Schäfer GmbH und dem Steinbildhauer Bernhard Hirschbeck zusammengearbeitet. Die Ausführungsplanung wurde durch den Landschaftsarchitekten Frank Zoller und den Statiker Professor Dr. Günter Schmidt-Gönner begleitet.

Weitere Informationen gibt es unter erinnern.saarbruecken.de/nachhall.

Pressedownload

Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ bzw. „Tom Gundelwein“ kostenfrei zur Verfügung.