Beginn der Freundschaft
In Kultur vereint
Seine Wurzeln hat die nun seit 40 Jahren währende Freundschaft in der Kultur. Mitten im kalten Krieg der 60er Jahre versprach ein neuer Intendant am damaligen Saarbrücker Stadttheater im Grußwort zu seiner ersten Spielzeit, das Saarbrücker Theater zum Raum werden zu lassen, in dem sich Menschen über Konfessionen und Parteien, Vorurteile und Grenzen hinweg in der spielenden Gemeinschaft begegnen sollten. Hermann Wedekind war 1960 aus Basel gekommen, um die Saarbrücker Bühne zu einem „Theater der Welt“ zu machen.
Der durch Kriegserlebnisse geprägte Wedekind sehnte sich nach Versöhnung und Frieden mit dem verfeindeten Osten. Das schier Unmögliche gelang. Am 12. März 1966 fanden in Saarbrücken die „Polnischen Theatertage“ statt, denen 1968 die „Russischen Theatertage“ folgen sollten. Schon vor der Unterzeichnung der „Moskauer Verträge“ 1970 hatte sich der Eiserne Vorhang für die Kunst geöffnet. Die Gegeneinladung in die Sowjetunion erreichte den leidenschaftlichen Künstler 1972. Zusätzlich zum Pflichtprogramm in Moskau und Leningrad durfte Wedekind sich eine Stadt aussuchen, die er besuchen würde. Intuitiv und spontan bat er um das wärmste Land der Sowjetunion – man schickte ihn nach Georgien.
In Tbilissi fand der Opernregisseur zahlreiche Seelenverwandte. Es entstanden Freundschaften, die ein Leben lang halten sollten.
Nicht die Menschen sangen, es sang aus ihnen! Hermann Wedekind
Stellung der politischen Weichen
Am 13. Januar 1973 fand im Saarbrücker Theater die Premiere der georgischen Oper „Daissi“ statt. Zur Premiere von Wagners „Lohengrin“ in Tbilissi reisten der saarländische Kultusminister Werner Scherer und der Saarbrücker Bürgermeister Edmund Haßdenteufel, begleitet von einer großen Delegation Saarbrücker Bürgerinnen und Bürger, nach Georgien. Erste Verhandlungen mit der Tbilisser Stadtverwaltung über eine Städtepartnerschaft wurden geführt. Unter den Teilnehmenden befand sich auch die Stadtverordnete Otti Maurer, die später in einem Schreiben an den Saarbrücker Oberbürgermeister Fritz Schuster anregen sollte, eine Städtepartnerschaft ähnlich der bereits bestehenden Partnerschaft mit Nantes einzugehen.
Es folgte die legendäre „Georgische Woche“ von Mai bis Juni 1974 in Saarbrücken. Nun waren auch die politischen Weichen für das Zustandekommen des Freundschaftsvertrages gestellt. Wichtige Wegbereiter im Hintergrund waren die bereits 1955 gegründete „Gesellschaft BRD – UdSSR“ und die „West – Ost –Freundschaftsgesellschaft“, die das Ihrige taten, um die komplizierten politischen Wege zu ebnen.
Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags
Am 22. März 1975 unterzeichneten der Saarbrücker Oberbürgermeister Oskar Lafontaine und der Tbilisser Oberbürgermeister Bachwan Lobshanidze den Freundschaftsvertrag im historischen Sitzungssaal des Tbilisser Rathauses. Das Dokument ist in deutscher und russischer Sprache abgefasst. Es bekräftigt das „Bemühen, zwischen beiden Städten, einen Beitrag für die Festigung des Friedens zwischen dem deutschen und dem sowjetischen Volk zu leisten“. Kulturelle Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten soll zu diesem Zweck gefördert und unterhalten werden. Dies geschehe insbesondere
- durch die Entsendung von Delegationen aus beiden Städten,
- durch den Austausch von Erfahrungen vor allem auf dem Gebiet der kommunalen Planung und Wirtschaftsführung und der Bewältigung sozialer Probleme,
- durch die Entsendung von Künstlern aus beiden Städten,
- durch die Förderung des Tourismus, durch die Förderung von Kontakten zwischen den gesellschaftlichen Organisationen in beiden Städten
- Damit war die erste offizielle Städtepartnerschaft zwischen einer westdeutschen Stadt und einer Stadt der Sowjetunion geschlossen.