Straßenumbenennung
Umbenennung der Heinkelstraße
Auch in Saarbrücken gab es immer wieder Diskussionen, zuletzt zum Beispiel um die Heinkelstraße und die Straße des 13. Januar. Deshalb bildete der Bezirksrat Mitte eine Straßennamenkommission, um eine Analyse und Beratungsgrundlage zu diesem Thema zu erarbeiten. Einstimmig empfiehlt die Kommission die Umbenennung unter anderem der Heinkelstraße. Dazu hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Ihre Namensvorschläge abzugeben. Der Bezirksrat Mitte hatte sie dazu angeschrieben.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
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Warum soll die Straße umbenannt werden?
Straßenbenennung nach dem Flugzeugkonstrukteur und Wehrwirtschaftsführer Ernst Heinkel (1888 -1958) mit schwerer NSDAP-Belastung (der sein Leben ganz in den Dienst eines verbrecherischen Kriegers gestellt hat).
Auszug aus Votum mit Erläuterung:
„Grundsätzlich ist festzustellen, dass Industrielle und Ingenieure rüstungsrelevanter Bereiche ihre Möglichkeiten dem NS-System nicht einfach verweigern konnten, es sei denn, sie waren bereit, massive Nachteile in Kauf zu nehmen und bei Widerstand selbst Verfolgung und Enteignung zu erleiden. Dies gilt ganz besonders für die Luftfahrtindustrie, die zur Vorzeigebranche des NS-Staates wurde und einen enormen Aufschwung erlebte. […]
Der Luftkrieg steht für einen Krieg, der Mord und materielle Existenzvernichtung an der Zivilbevölkerung bewusst in Kauf nahm. Umso höhere Sensibilität ist in den Fällen angezeigt, in denen klar erkennbar ist, dass Industrielle und Ingenieure ihr Können in den Dienst des NS-Systems und insbesondere in den Dienst eines verbrecherischen Angriffskrieges stellten und davon materiell profitierten – letzteres ist bei Heinkel der Fall, deshalb eine klare und entschiedene Empfehlung einer Umbenennung.
Heinkel ist der Fall eines Ingenieurs, der sein herausragendes Können in den Dienst eines verbrecherischen Angriffskrieges gestellt hat. Er war dabei weniger wirtschaftlich denkender Unternehmer als ein besessener Technikfreak. Dabei kam es zu Auseinandersetzung mit NSDAP-Stellen, diese Konflikte stehen aber im Kontext von Einmischungen und sind nicht Ursache eines Dissenses über einen verbrecherischen Krieg. Es sind Leute wie Heinkel, die Hitlers Verbrechen mit ermöglichten. […]
Für die mit Nachdruck ausgesprochene Empfehlung der Umbenennung wird auch auf den Umgang mit Zwangsarbeitern hingewiesen und das Profitieren durch Arisierungen.
So erwarb Heinkel 1939 einen vormals jüdischen Betrieb in Jenbach, dessen Eigentümer Friedrich Reitlinger war kurz nach der Angliederung Österreichs an Hitler-Deutschland nach mehreren Hausdurchsuchungen durch die SS unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen. Der NS-Staat übernahm sein Eigentum, gekauft wurde die Firma von Heinkel, Heinkel erwarb auch das Wohnhaus Reitlingers. Erker bezeichnet Heinkel als technikfixiert und skrupellos, er tauge nicht als Namensgeber für Straßen und Schulen.
Dass Rüstungsbetriebe Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigten, war leider üblich, mit Blick auf die Industriellen selbst wiegt es umso schwerer, wenn sie selbst aktiv solche Kräfte einwarben, dies gilt für Heinkel. So war etwa Heinkels-Flugzeugwerk in Oranienburg mit über 14.000 Beschäftigten im Juni 1944 eines der
bedeutendsten Unternehmen der Luftfahrtindustrie. Das Unternehmen, dem zu diesem Zeitpunkt Ernst Heinkel vorstand, forderte ab 1940 die Häftlinge aus dem KZ-Sachsenhausen an. Knapp 7000 KZ-Insassen leisteten im Juni 1944 dort Zwangsarbeit, insgesamt über 50.000. [...]
Auch damit nicht genug: Heinkel war verwickelt in die Vertreibung von Juden. Als Fachkräfte eines Rostocker Rüstungsbetriebes im Raum Stuttgart 1941 eingesetzt werden sollten und diese unterzubringen waren, bracht Heinkel die Stuttgarter Judenwohnungen ins Gespräch, Wohnungen, in denen ältere und nicht arbeitsfähige Juden lebten. Diese wurden geräumt, die jüdischen Frauen und Männer in anderen Wohnungen zusammengepfercht und dann von dort in die Konzentrationslager des Ostens verschleppt. Heinkel erwarb Immobilien, die von Juden seinerzeit geräumt werden mussten. […]
Das Wissen im Falle Heinkel reicht aus, eine Umbenennung ist überfällig und dringend angezeigt.“
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Wann wurde die Umbenennung beschlossen?
In seiner Sitzung am 9. März 2023 hat der Bezirksrat Mitte beschlossen, der Empfehlung der Kommission zu folgen und möglichst noch in diesem Jahr die Heinkelstraße umzubenennen.
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Wie geht es weiter?
Namensvorlschläge einreichen
Alle Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter erhalten ein persönliches Anschreiben mit Informationen zur Umbenung. Zudem bittet der Bezirksbürgermeister sie, bis zum 28. April Namensvorschläge einzureichen. Dies können sie über ein Onlineformular erledigen.
Bürgerversammlung vor Ort
Der Bezirksrat wird im Anschluss eine Bürgerversammlung vor Ort abhalten einen Straßennamen beschließen und dem Stadtrat zur Kenntnis geben. Die Umbenennung wird auf der Homepage der Landeshauptstadt Saarbrücken und im Wochenspiegel öffentlich bekannt gemacht.
Zusätzlich erhalten die Anlieger eine Mitteilung der Landeshauptstadt. Mit der öffentlichen Bekanntmachung wird auch das neue Straßenschild angebracht und das alte durchgestrichen. Das alte Straßenschild verbleibt zur besseren Orientierung noch circa sechs Monate an der Straße, bevor es abgenommen wird. .
Kostenlose Umschreibung von Papieren
Natürlich ist dem Bezirksrat bewusst, dass eine solche Neuadressierung für Sie mit Unannehmlichkeiten sowohl finanzieller als auch organisatorischer Art verbunden ist. Um Ihren organisatorischen Aufwand zu minimieren, erfolgt vom zuständigen Vermessungs- und Geoinformationsamt eine Unterrichtung der rückseitig aufgeführten städtischen Ämter und Eigenbetriebe sowie Behörden und sonstigen Stellen.
In diesem Zuge wird auch das Bürgeramt benachrichtigt, sodass Sie Ihre Ausweis- und Kfz-Papiere kostenlos umschreiben können. Über die Übernahme weitergehender Kosten wird im Härtefall vom Bezirksrat auf Antrag einzeln entschieden.
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Wie setzt sich die Straßennamenkommission zusammen?
Die Kommission bestand aus dem Leiter des Stadtarchivs, der die Kommissionssitzungen organisierte, protokollierte und die Gutachten erstellte, sowie von den Fraktionen (B‘90/Die Grünen, CDU, SPD, Die Linke) entsandte Vertreter und Vertreterinnen des Bezirksrats und der FDP und der AfD, die auf der Grundlage der Gutachten die Benennungen erörterten und ein Votum abgaben, das dem Bezirksrat als Orientierung und weitere Beratungs- und Beschlussgrundlage dienen sollte.
Kontakt zum Bezirksrat Mitte
Bezirksrat Mitte
Umbenennung der Neikestraße
Bis zum 17. Oktober 2021 konnten Sie online Ihre Vorschläge zur Umbennung der Neikesstraße abgeben.
In bundesdeutschen Städten hat sich in den letzten Jahren das Thema Straßennamen zu einem „Dauerbrenner“ entwickelt. Auch in Saarbrücken gab es immer wieder Diskussionen, zuletzt zum Beispiel um die Neikesstraße und die Straße des 13. Januar.
Deshalb hat der Bezirksrat Mitte eine Straßennamenkommission gebildet und eine Analyse als Beratungsgrundlage erarbeitet. Die Kommission empfielt die Umbenennung unter anderem der Neikesstraße einstimmig. Der Bezirksrat Mitte hat am 2. September beschlossen, dieser Empfehlung zu folgen.