Wie entwickelte sich die Doppelstadt wirtschaftlich bis zum 17. Jahrhundert?
Saarbrücken war Umschlagplatz im Kontext des Transithandels der sich kreuzenden Handelsstraßen vom Pariser Becken zum Oberrhein und vom Elsass zu den Niederlanden. Die Saar als Wasserstraße ergänzte diese Verbindung. Saarbrücken war zudem Umschlagplatz für Waren, die dann auf dem Landweg weiter transportiert wurden. Für 1352 ist ein örtliches Schiffergewerbe belegt, für 1468 Saarbrücker Fuhrleute, die Waren nach Straßburg, Genf und Mechelen transportierten.
Saarbrücken war im 13. und 14. Jahrhundert Durchgangsstation für Kaufleute, die die Messen in der Champagne besuchten. Als deren Bedeutung nachließ, wurde es Station für Kaufleute aus Lothringen und Frankreich auf dem Weg zur Frankfurter Messe. Nach der besseren Begehbarkeit des St. Gotthardpasses seit 1234 lief ein Teil des Warentransportes zwischen Oberitalien und den Niederlanden durch das Saartal von Straßburg über Rimlingen und Saargemünd, weiter von Saarbrücken über Wallerfangen, Remich nach Luxemburg über die Ardennen nach den Niederlanden.
Es wurden Zölle und Geleitgelder erhoben, die gänzlich dem Landesherren zustanden. Sie wurden im 14. Jahrhundert zentral in Saarbrücken erhoben, später an den Grenzen der Grafschaft. Im frühen 17. Jahrhundert ist von 1.700 Gespannen pro Jahr auszugehen, die aus oder von Brügge, Brüssel, Löwen, Mechelen oder St. Truiden in Saarbrücken Station machten. Der Kohletransport saarabwärts wurde dagegen im 16. und 17. Jahrhundert von Schiffen aus Moselorten wie Trier oder Koblenz übernommen.
Wirtschaftlich sind für das 14. und 15. Jahrhundert Gerber, Weber und Bauhandwerker nachweisbar. Es bestand ein lokaler Handel mit Brot, Fleisch, Fisch, Wachs, Wolle, Salz und Eisenwaren. Laut Freiheitsbrief von 1322 durfte ein Jahrmarkt abgehalten werden, ab 1462 sind vier Jahrmärkte bezeugt. Es bestand kein Kaufmannsstand, der Waren beim Erzeuger an- und dann weiterverkaufte. Krämer betrieben diesen Lokalhandel. Der älteste erhaltene Zunftbrief der Krämer datiert auf 1609. Eine Fischerzunft ist erstmals 1435 nachweisbar. Für die 1320er Jahre ist von Tuchherstellung und deren Absatz im Nahbereich auszugehen, eine Bruderschaft von Schneidern und Kürschnern ist für 1413 belegt.
Ein Goldschmied in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken wird 1467/68 für Saarbrücken erstmals erwähnt. Saarbrücken darf wohl für das 15. Jahrhundert als ein kleines Zentrum des Schmucksteingewerbes angesehen werden. Ebenso gab es Metallverarbeitung, Kannengießer sind erstmals 1401 erwähnt. Der Salzverkauf spielte spätestens ab 1589 eine Rolle. Ein kaufmännischer Holzhandel ist überliefert, Flößer und Schiffbauleute gingen ihrem Gewerbe nach.
Mitte des 15. Jahrhunderts gab es einen vor der Marktpforte abgehaltenen Holzmarkt, 1408 ist hier urkundlich eine Holzgasse erwähnt. In St. Johann florierte ein Fuhr- und Speditionsgewerbe, am „Kohlrecht“ im Bereich der heutigen Faktoreistraße befand sich der Umschlagplatz für Massengut zur Saar, hier wurden Steinkohlen des Sulzbachtals umgeschlagen. Der Bau einer Steinbrücke, der heutigen Alten Brücke, zwischen Saarbrücken und St. Johann (1546-1548) stärkte die wirtschaftliche Entwicklung der Doppelstadt.
Gräfliche Beamte und Bürger besuchten Messen in Hagenau, Zabern, Metz, Frankfurt/Main und Antwerpen. Exportiert wurde von Saarbrücken aus Holz (Dauben, Fässer), fertige Schiffsmühlen und Roßhaarsiebe. Wohl zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert entwickelte sich ein grafisches Gewerbe (Buchdruckerfamilie für Mai 1516 belegt), im Vergleich zu Zweibrücken war es jedoch recht unbedeutend.
Bis zur Fertigstellung der Alten Brücke 1548 waren Saarbrücken und St. Johann nur durch Fähren über den Fluss miteinander verbunden. 1267 wurde die Fähre in Höhe der Furt an der Alten Brücke erstmals erwähnt, sie bestand aber wohl schon früher.