
Programm für den Festakt am 22. April 1966 in Saarbrücken. - Stadtarchiv Saarbrücken, D I - 466
1963 wurde zwischen Deutschland und Frankreich der Elysée-Vertrag geschlossen. Er beförderte das bereits auch aus den Kommunen kommende Bedürfnis, ein freundschaftliches Verhältnis zueinander aufzubauen. Zwischen 1958 und 1963 hatte sich die Anzahl der Städtepartnerschaften zwischen der BRD und Frankreich auf 130 mehr als verfünffacht. Und zwischen 1963 und 1969 sollte sie sich auf fast 400 weiter verdreifachen. In diesen Zeitraum fällt auch die 1965 geschlossene Partnerschaft zwischen Saarbrücken und Nantes, die bereits in ihrem Geburtsjahr beurkundet wurde.
Im Zuge der deutsch-französischen Gartenschau kamen Vertreter des Nanteser Grünamtes und der international bekannten Nanteser Gartenbau- und Blumenausstellung „Floralies Internationales de Nantes“ im Jahr 1960 nach Saarbrücken. Bei dieser Begegnung entwickelten Saarbrücker und Nanteser die Idee einer Partnerschaft.
In Saarbrücken waren es die Bürger und nicht die Stadtverwaltung, die den Weg der Städtepartnerschaft gehen wollten. So etwa der Saarbrücker Verkehrsverein, der 1962 mit Vorschlägen an die Saarbrücker Stadtverwaltung herantrat. Dort waren seinerzeit nicht wenige Akteure mit einer NS-Vergangenheit tätig.
Willy Reinkober als einer der führenden Beamten der Saarbrücker Stadtverwaltung und rechte Hand des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Schuster verhielt sich beim Thema Städtepartnerschaft eher zurückhaltend. Innerhalb der Stadtverwaltung brachte Hans Krajewski, ein starker und selbstbewusster Mann und durch das Amt des Beigeordneten für Bauen und Stadtplanung recht einflussreich, auf seine Weise das Thema voran.
Krajewski sondierte es über die Schiene des Französischen Generalkonsuls in Saarbrücken und dessen Kontakte zur Botschaft Frankreichs in der Bundesrepublik. Bordeaux kam ins Gespräch, hatte dann aber 1964 eine Partnerschaft mit München geschlossen.
Die Bekanntschaften von Saarbrückern zu Nantesern anlässlich der Gartenschau von 1960 waren nun ein Anknüpfungspunkt mit Nantes. 1963 wurden Vertreter des Saarbrücker Gartenbauamts anlässlich der „Floralies“ nach Nantes eingeladen.
Für die Ausgestaltung und Entwicklung der Partnerschaft spielte ein Nanteser Bürger eine herausragende Rolle, der bei der Zeitung „Presse Océan“ tätige Jean Porhiel. Während des Zweiten Weltkriegs war er in deutscher Kriegsgefangenschaft in Schlesien gewesen.
Am 15. Dezember 1964 beschloss der Saarbrücker Stadtrat einstimmig, eine Städtepartnerschaft mit Nantes einzugehen. Vom 7. bis 10. April 1965 reiste eine Saarbrücker Delegation nach Nantes, um die Städtepartnerschaft offiziell abzuschließen.
Oberbürgermeister Fritz Schuster überreichte dort seinem Nanteser Amtskollegen André Morice die Urkunde. Der Stadtrat in Nantes stimmte am 27. April einstimmig zu. Ein Jahr später, vom 21. bis 24. April 1966, erfolgte der Gegenbesuch aus Nantes.
In den folgenden Jahren fand ein reger Austausch zwischen Saarbrückern und Nantesern statt. So besuchten zum Beispiel Schülergruppen und Vereine die jeweils andere Stadt und auch auf der Saarmesse und "Floralies" waren die Partnerstädte mit Ständen vertreten.
Was heute so selbstverständlich wirkt, war dennoch etwas Besonderes und mit Blick auf die von Deutschen begangenen Verbrechen wie Zweiter Weltkrieg und Shoah eine Geste, ein Vertrauensvorschuss von Frankreich an die junge Bundesrepublik Deutschland.
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