Bestände

Welche Unterlagen hat das Stadtarchiv? Gibt es Highlights in den Beständen? Was ist neu ins Stadtarchiv gekommen? In dieser Rubrik erfahren Sie mehr darüber.

Die Bestände und Ihre Besonderheiten

  • Altes Archiv 1322 bis 1909

    Für die Städte Saarbrücken und St. Johann beginnt die durchgehende Überlieferung 1576 mit den Stadtgerichtsprotokollen des Gemeinsamen Stadtgerichts. Diese enthalten Angelegenheiten der Strafjustiz und der freiwilligen Gerichtsbarkeit sowie die wesentlichen Entscheidungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte.

    Parallel dazu laufen die Serien der Stadtgerichtsprotokolle von Saarbrücken (ab 1622) und St. Johann (ab 1599), die für das jeweils geltende Marktrecht, Armenwesen, Kirchensachen und Bauwesen sowie viele andere Angelegenheiten der Stadtverwaltungen die einzige Quelle sind.

    Erst im 18. Jahrhundert wurden in größerer Zahl Akten gebildet, die wie die Stadtgerichtsprotokolle in den Beständen Gemeinsames Stadtgericht, Stadtgericht Saarbrücken und Stadtgericht St. Johann verzeichnet sind. Die Abrechungen des Meiers von Saarbrücken und des Bürgermeisters von St. Johann sind innerhalb der genannten Bestände relativ vollständig überliefert.

    Die französische Besetzung des linsrheinischen Deutschlands bedeutete für die Städte Saarbrücken und St. Johann eine tiefe Zäsur. Sie wurden mit Malstatt und Burbach 1798 zur Mairie Saarbrücken vereinigt, die aufgrund der Verwaltungsreform in der ersten Französischen Republik nach modernen rationalen Prinzipien eingerichtet wurde. Die Akten wurden nach französischem Muster formiert und strukturiert. Sie wurden zum Teil in Deutsch, zum Teil in Französisch geführt. Für die Benutzung dieses Archivbestands sind Kenntnisse der französischen Sprache und Verwaltungspraxis unerlässlich.

    Nach dem zweiten Pariser Frieden 1815 fiel das gesamte linksrheinische Deutschland an Preußen und wurde als Rheinprovinz zu einer eigenen Verwaltungseinheit zusammengefasst. Die Mairie Saarbrücken wurde zur Landbürgermeisterei Saarbrücken, zu der Saarbrücken, St. Johann, Malstatt, Burbach, Russhütte und Halberger Werk gehörten. Da St. Johann schneller als Saarbrücken wuchs, nutzte es die Gelegenheit sich von Saarbrücken zu trennen, als die rechtlichen Voraussetzungen mit der rheinischen Städteordnung 1856 geschaffen wurden.

    Es bildete ab 1859 eine eigene Stadtbürgermeisterei, ebenso wie Saarbrücken. Malstatt, Burbach und Russhütte wurden zur Landbürgermeisterei Malstatt-Burbach zusammengefasst, die schon 1875 zur Stadtbürgermeisterei erhoben wurde. Das Halberger Werk kam zum Amt Brebach. Aufgrund dieser Entwicklung umfasst der Bestand Bürgermeisterei Alt-Saarbrücken die Unterlagen für die Städte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach von 1815 bis 1859 und für Saarbrücken von 1859 bis 1909. Die Bestände Bürgermeisterei St. Johann und Bürgermeisterei Malstatt-Burbach gehen von 1859 bis 1909. Die Gemeinde St. Arnual wurde 1896 mit ihrem Einverständnis nach Saarbrücken eingemeindet. Die Unterlagen der Bürgermeisterei St. Arnual sind in den Bestand Bürgermeisterei Alt-Saarbrücken eingearbeitet worden.

    Für die Zeit bis 1793 sind einige nicht-städtische Provenienzen überliefert, also Bestände, die nicht aus den Stadtverwaltungen stammen, aber im Stadtarchiv Saarbrücken aufbewahrt werden. Dazu gehören z. B. als soziale Einrichtung der Bestand Hospital, und als untere Landesbehörden die Bestände nassau-saarbrückischen Ober- und Unterbehörden.

  • Neues Archiv ab 1909

    Die drei Saarstädte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach schlossen sich zum 1. April 1909 zur Großstadt Saarbrücken zusammen. Damit beginnen die Archivbestände der Abteilung Neues Archiv. Für die Großstadt bis 1945 sind die Akten durchgängig nummeriert und für die Fachbereiche oder Dezernate jeweils in Findbüchern zusammengeführt worden.

    Die numerischen Dezernatsbezeichnungen wurden für die Präsentation im Internet in den Signaturen ergänzt, damit eindeutige Bestandbezeichnungen und Bestellsignaturen gewährleistet sind. Die Unterlagen der Großstadt bis 1945 sind zu ca. 60 % verzeichnet, dieser Teil steht bis auf wenige Ausnahmen zur Recherche in den Online-Findmitteln bereit.

    Der Bestand G OB.2 Amt des Oberbürgermeisters enthält einige Besonderheiten: Die Stadt Forbach in Lothringen war von 1942 bis 1945 nach Saarbrücken eingemeindet; die Unterlagen, die aus dieser Zuordnung erwachsen sind, wurden in einem Anhang zum Findmittel dieses Bestandes verzeichnet. Zum anderen wurde der Saarbrücker Oberbürgermeister Schwitzgebel beim Anschluss Österreichs 1938 und als Stadthauptmann von Radom (Polen) 1939-1940 eingesetzt. Einige Akten im Bestand enthalten deshalb Hinweise zu diesen Tätigkeiten.

    Im Bestand G 60 Bauverwaltung sind auch Luftschutzunterlagen aus dem Zweiten Weltkrieg für die Gemeinden im Umland von Saarbrücken enthalten. Für die Zeit nach 1945 wurde die Verzeichnung anhand der vorhandenen Dezernate und Verwaltungsstellen (Stadtämter) begonnen und wird kontinuierlich weitergeführt. Diese Bestände sind mit teilweise ausgedruckten Findmitteln benutzbar. 

  • Gemeindearchive

    In dieser Abteilung sind die Unterlagen der Gemeinden, die infolge der Gebietsreform 1974 nach Saarbrücken eingemeindet wurden, zu finden. Altenkessel, Brebach (mit Bübingen, Bischmisheim und Güdingen), Dudweiler, Ensheim, Eschringen, Gersweiler und Klarenthal. Erschlossen sind davon Brebach, Dudweiler, Ensheim und Gersweiler.

    Die Verzeichnungen der einzelnen ehemaligen Bürgermeistereien sind mit ausnahme der aktuell noch unverzeichneten Bürgermeistereien Eschringen und Klarenthal in den Online-Findmitteln recherchierbar. Die Überlieferung der Orte reicht teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Bestände wurden jeweils zum 31.12.1973 geschlossen.

  • Nachlässe

    Das Stadtarchiv Saarbrücken besitzt einige Nachlässe, die für die Stadt und die Region bedeutend sind. Die wichtigsten sind die Nachlässe von des Kunsthistorikers Karl Lohmeyer (1878-1957), er ersten Frauenbeauftragten des Saarlandes, Hedwig Behrens(1900-1986), des Generalmusikdirektors Felix Lederer (1877-1957) sowie der Nachlass der Familie Köllner, deren Mitglieder sich vielfältige Verdienste um die Stadtgeschichte erworben haben.

  • Selekte und Sammlungen

    Die Abteilung 5 (Selekte und Sammlungen) ist in mehrere Unterabteilungen gegliedert. Der Urkundenbestand ist als Selekt formiert und verzeichnet. Er besteht aus Einzelstücken und Verweisen auf mehrere Aktenbände aus den Beständen Gemeinsames Stadtgericht und Stadtgericht St. Johann.

    Die Unterabteilung Genealogische Selekte umfasst Bestände, die für personengeschichtliche Forschungen relevant sind. Da diese Bestände in der Regel die Epochengrenzen der Stadtgeschichte und die Abteilungsstruktur des Stadtarchivs sprengen, wurden sie in dieser Unterabteilung zusammengefasst. Sie besteht aus den Kirchenbüchern, Zivilstandsregistern, Meldekarteien und künftig den Personenstandsregistern. Nähere Angaben zu den Inhalten und zur Benutzung finden Sie auf der Seite: Familienforschung.

    Die Unterabteilung Karten und Pläne enthält derzeit den Bestand Karten und Pläne, in dem Landkarten, Stadtpläne und Baupläne von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zusammengefasst sind. Des Weiteren gehören dazu Luftbilder der ersten Grundkartenbefliegungen im Saargebiet aus der Zeit von 1928 bis 1935, die als Kartengrundlagen genutzt wurden.

    Die Unterabteilung Lichtbilder enthält unter anderem den Fotonachlass Fritz Mittelstaedt. Er hat von Mitte der 1920er bis zur Mitte der 1980er Jahre vorwiegend in Saarbrücken professionell fotografiert. Mit seinen Aufnahmen hat er das Stadtbild dokumentiert, war aber auch bei vielen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen ein gefragter Fotograf.

    Im Bestand Geschäftsfeld Öffentlichkeitsarbeit sind die Bilder zu finden, die aus der Tätigkeit städtischer Fotografen erwachsen sind. Der Schwerpunkt liegt bei der Baufotografie, es finden sich aber auch zahlreiche Bilder von politischen Ereignissen aus der Saargebiets- und der NS-Zeit, z. B. Besatzungstruppen in den 1920er Jahren, Propagandabilder zur Saarabstimmung 1935 oder zur Evakuierung der Zivilbevölkerung zu Beginn des zweiten Weltkriegs.

    Daneben gibt es eine umfangreiche Ansichtskartensammlung mit Motiven aus Saarbrücken.

    Die Unterabteilung Schriftdokumentation enthält in erster Linie die Zeitungssammlung. Die ersten Stücke stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die durchlaufende Überlieferung beginnt mit dem Intelligenzblatt für den Kreis Saarbrücken am 1. Dezember 1815, einem Vorgänger der heutigen Saarbrücker Zeitung.

    Der Schwerpunkt der Zeitungssammlung liegt in der Saargebietszeit (1920-1935). Für diesen Zeitraum verfügt das Stadtarchiv Saarbrücken über den weltweit größten Bestand an saarländischen Zeitungen. Die Bedeutung dieses Bestands geht weit über das Stadtgebiet hinaus. Das Saargebiet mit der Hauptstadt Saarbrücken war 1920 durch die Bestimmungen des Saarstatutes im Versailler Vertrag vom Deutschen Reich abgetrennt und der Verwaltung durch eine Regierungskommission des Völkerbundes unterstellt worden.

    Diese Regierung war nicht demokratisch legitimiert und deshalb in der Bevölkerung ungenügend verankert. Es entstand eine spezifische politische Situation, die sich nach der Machtübernahme Hitlers 1933 im Deutschen Reich dramatisch zuspitzte. Diese Situation und der so genannte Abstimmungskampf von 1933 bis zur international überwachten Volksabstimmung am 13. Januar 1935 spiegeln sich in der Zeitungsberichterstattung wider.

    Ab 1933 hielten sich zahlreiche Emigranten aus dem Deutschen Reich im Saargebiet auf, die hier Exilzeitungen herausgaben. Auch diese sind zum Teil in der Zeitungssammlung überliefert. Zusätzlich verfügt das Stadtarchiv über einen recht großen Bestand an Stadtteilzeitungen.

    Daneben gehören zu dieser Unterabteilung die Stadtchronik, die aus der Presseberichterstattung erarbeitet wird, und die Dokumentation, die Flugblätter, Vereinsschriften, Broschüren sowie andere Unterlagen zu Ereignissen, Personen und Institutionen enthält. In der Stadtchronik und der Dokumentation kann nur intern recherchiert werden. Bitte fragen Sie die Mitarbeiter.

    Die Unterabteilung Sonstige Sammlungen enthält den Bestand Kleine Erwerbungen und die Plakatsammlung. In ersterer sind Unterlagen ab 1424 zu verschiedenen Themen enthalten, unter anderem zur Einquartierung im Zweiten Weltkrieg, zu den Fürsten von Nassau-Saarbrücken, zu Freimaurerlogen und zur Feuerwehr.

    Die Plakatsammlung enthält öffentliche Bekanntmachungen der Stadtverwaltung und anderer Verwaltungen sowie Plakate zu kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Ereignissen ab 1783.

    Aus der Unterabteilung Bibliothek sind nur die Adressbücher online recherchierbar.