Zoogeschichte/n aus dem Stadtarchiv (Teil 2)

Im zweiten Teil geht es um den Neuanfang des Saarbrücker Zoos auf dem Eschberg als grüne Lunge einer Satellitenstadt.

Der Neuanfang des Saarbrücker Zoos auf dem Eschberg

Die grüne Lunge einer Satellitenstadt

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Übersichtsplan Zoo - Archiv/Zoo

Übersichtsplan Zoo - Archiv/Zoo

Übersichtsplan Zoo - Archiv/Zoo

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Stadt Saarbrücken sich zunächst anderen Aufgaben zu stellen, eh sie sich wieder der Gestaltung von Freizeitanlagen widmen konnte.

Gerne hätte Zoodirektor Moog nach dem Krieg seinen Tierpark nochmals an der alten Stelle aufgebaut, doch die Stadtväter hatten, in den Jahren zwischen politischem und wirtschaftlichem Wiederanschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik Deutschland, für das Gelände im Bereich des Deutschmühlentales andere Pläne:

Auf dem Gebiet des Westwalls und der Höckerlinie unter Einbeziehung des Soldatenfriedhofes im Ehrental sollte als Zeichen der Aussöhnung mit Frankreich eine deutsch-französische Gartenschau stattfinden.

Zudem bestanden jetzt durch die starke Verschmutzung des Pulverbaches hygienische und veterinärpolizeiliche Bedenken im zugleich zugigen und nebligen Gelände des Deutschmühlentals wieder einen Zoo zu errichten.

Zoo und Gartenschau sollten in diesen Jahren durchaus um die Gunst der Öffentlichkeit und der Politik buhlen.

Wiederaufbau und Vergrößerung

  • Wiederaufbau auf dem Eschberg

    Moog schlug der Stadt das Gelände am östlichen Südhang des Eschberger Hofes “Im Birkenfeld“ vor, einen ehemaligen Steinbruch, um dort seinen Tierpark neu aufzubauen.

    Seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1948 hielt er bereits wieder zahlreiche zoologische Vorträge, baute im Winter seine Weihnachtskrippen in der Bahnhofstraße auf oder initiierte im Deutschmühlental das Osterhasendorf Lampeshausen, dessen Konzeption bis heute Kinder in seinen Bann zieht, und sammelte mit diesen Aktionen Geld für den Neuanfang.

    Durch einen Stadtratsbeschluss vom 15.November 1949 erhielt er aus städtischen Mitteln eine Million Franken zum Wiederaufbau. Ostern 1950 konnte der neue Zoo in bescheidenem Rahmen auf dem Eschberg seine Pforten öffnen.

  • Sensation im In- und Ausland

    Uhus, Papageien und Rhesusäffchen gehörten zu den ersten Tierbeständen. In den nächsten Jahren wuchs die Anzahl der Bewohner stetig, vom Wellensittich bis zum Kamel reichte die Palette.

    Als Sensation im In- und Ausland galt das Freikäfiggelände für Raubvögel. Einmalig in der ganzen Welt soll dieser Käfig von 45 Metern Länge, elf Metern Höhe und elf Metern Tiefe, in dem Geier, Adler und Bussarde ihre Flugversuche ausüben können, gewesen sein.

  • Meerkatzen im Kaufhaus Sinn und ein lebendes Wappentier

    Die Tiergehege waren in den Aufbaujahren noch nicht beheizt und vor allem den Äffchen wurde es in den Wintermonaten auf dem Eschberg zu kalt. So durften die Meerkatzen ihr Winterquartier in die erste Etage des Kaufhauses Sinn in der Bahnhofstraße verlegen.

    Wer sie bestaunen wollte, musste 10 Franken zahlen, ein weiterer finanzieller Beitrag zur Unterstützung des Zoos.

    Einige Jahre später sollte ihnen dann das Tropicarium zur Verfügung stehen. Im Frühjahr 1965 zog endlich das erste Löwenpärchen wieder ein, die Schlagzeile der Saarbrücker Landeszeitung vom 7.April 1965 lautete: „Das lebende Wappentier ist da!“

  • Eheschließung und Ehevertrag: Der Zoo wird städtisch
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    Blick in Afrikahaus (Foto: Fotostudio Franz Eiflen) - Stadtarchiv

    Blick in Afrikahaus (Foto: Fotostudio Franz Eiflen) - Stadtarchiv

    Blick in Afrikahaus (Foto: Fotostudio Franz Eiflen) - Stadtarchiv

    Der Zoo entwickelte sich erneut zu einer attraktiven kulturellen Bereicherung für die Stadt und zog zahlreiche Besucher, auch aus den umliegenden Gemeinden, an. Seine längerfristige Anziehungskraft hing jedoch stark von der Erweiterung seiner Tierbestände ab.

    Da die Stadt aus Prestigegründen an einem gut ausgebauten zoologischen Garten interessiert war, und er in dieser Form als Privatbetrieb nicht länger zu führen war, verhandelte die Stadt Saarbrücken mit Gustav Moog über eine Übernahme.

    Am 20.Dezember 1954 beschloss der Stadtrat, den Saarbrücker Zoo von Moog zu übernehmen. Moog war bereit, der Stadt den gesamten Bestand an Tieren und sonstigem Inventar zu überlassen, wenn er dafür in städtische Dienste übernommen würde.

    Am 1. April 1955 wurde so aus dem einst kleinen Privatzoo ein städtisches Unternehmen. Gustav Moog durfte den Titel „Zoodirektor“ weiterführen und bezog, nachdem man sich über seine Eingruppierung geeinigt hatte, sein Gehalt aus dem Stadtsäckel.

    Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1963 lag das Wohl „seines Kindes“ in seinen Händen. Ihm folgte Dr. Karl Heinz Winckelsträter, der ihm schon etliche Jahre als Mitarbeiter zur Seite stand und den Zoo viele Jahre erfolgreich weiter führen und ausbauen sollte.

  • Sukzessive Vergrößerung des Zoos

    Damit der Zoo einer Landeshauptstadt auch würdig blieb, wurde er in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten bis heute sukzessive vergrößert, um neue Tierarten bereichert und um Gebäude erweitert.

    In den 1960er Jahre entstand rund um den Zoo das neue Wohngebiet auf dem Eschberg, womit die ursprünglichen Planungen einer Erweiterung auf dem Gelände östlich des Eschberger Hofes zerplatzten.

    Eine Ausdehnung konnte nur in Richtung der 1964 von der Halberger Hütte aufgegebenen Schlackendeponie erfolgen. Fast ein Jahrzehnt sollte vergehen, ehe entsprechende Konzeptionen unter Federführung der Planungsgemeinschaft P. Papst und Partner/Architekt R. Lamour, ab 1971 in die Tat umgesetzt wurden.

    Zoo-Lotterien halfen bei der Finanzierung und beliebte Veranstaltungen wie die Zoo-Konzerte oder die Nacht der Flamingos mögen vielen Saarbrücker Bürgerinnen und Bürgern noch in guter Erinnerung sein.

Schlusswort

Nun, wir Mitarbeiter des Stadtarchivs sind weder Architekten noch Stadtplaner und schon gar keine Zoologen, wissen nicht, was bei der Konzeption eines Zoologischen Gartens alles zu beachten ist, welche Voraussetzungen für ein Afrikahaus, ein Seehundebecken oder ein Eisbärenparadies erfüllt sein müssen, wie die Nachzucht von Tieren zu bewerkstelligen oder gar zu beurteilen ist, können die Frage nicht beantworten, ob ein Zoo tatsächlich das Aussterben bedrohter Tierarten verhindern kann und wir könnten den Wandel unterschiedlicher zoologischer Konzepte allein epochal nachvollziehen....

Zudem möchten wir andere Geburtstagsgäste auch gerne zu Wort kommen lassen, darum soll unsere Laudatio an dieser Stelle erst einmal enden.

Weitere Informationen im Stadtarchiv

Wer den Lebenslauf des Geburtstagskindes weiter „füttern“ möchte und seiner Entwicklung von einem kleinen privaten Tierpark zu einem wissenschaftlich geführten zoologischen Garten der Landeshauptstadt weitere Aspekte hinzufügen möchte, der ist herzlich eingeladen, in den Beständen des Stadtarchivs danach zu forschen: So könnten Fragen zur Außendarstellung des Zoos, seiner Imagekampagnen, zu unterschiedlichen Zookonzepten, zu Reformen und Veränderungen, zur erzieherisch- kulturellen Bedeutung des Zoo, zur Gestaltung des Zoogeländes oder seiner finanziellen Ausstattung mit ihrer Hilfe beantwortet werden.

Wer wissen möchte, welche Rolle bei seiner Erweiterung amerikanische Pioniere spielten, von welchen Firmen der Zoo dabei Unterstützung erhielt, oder wer gar erfahren möchte, wann und warum im Zoo eingebrochen wurde oder wann ein Tresor für die Eintrittsgelder angeschafft wurde, kann ebenso fündig werden.

Die Ereignisse müssen allerdings mindestens 30 Jahre zurück liegen, sonst können wir keine Einblicke gewähren. Das Archivgesetz verlangt es so.

In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag und viel Glück und vor allem Gesundheit für die nächsten 90 Jahre, lieber Saarbrücker Zoo!

Dein Stadtarchiv